Ich stehe in Barcelona früh auf und treffe mich mit Luisa, einer Deutschen, die in Barcelona ihren selbst umgebauten Ford Transit Campervan verkaufen möchte, bevor sie mit ihrem Freund für längere Zeit nach Chile fliegt. Der Zustand des Vans ist, bis auf ein paar kleine Beulen und Schönheitsfehler, wie eine nicht funktionierende Zentralverriegelung, dafür dass die Karre 15 Jahre alt ist, wirklich gut. Kaum Rost, super Substanz und ein wirklich schöner Umbau inklusive funktionierendem Holz(!)ofen. Trotzdem liegt das Auto mit 5000€ auch sehr nah an meiner Schmerzgrenze. Vor allem, da ein Ford Transit diesen Alters in Deutschland, selbst mit Umbau, oft nur die Hälfte kostet, aber das Angebot bestimmt eben den Preis und wirklich viel Auswahl an Campervans hat man in Spanien und Portugal nicht.

Ich muss darüber auf jeden Fall noch mal schlafen und nachdenken und wir verabreden uns für übermorgen erneut, da wir ja in zwei Tagen schon wieder in Barcelona halt machen.

Am Tag dazwischen legen wir in Palma de Mallorca an. Plan heute: Strand. Nichts weiter.
Einfach nur die faulen Glieder in der Sonne ausstrecken und ab und zu mal im Meer abkühlen. Memo an mich: Perfekter Plan.
Gut, ein ganz kleines bisschen bin ich dann am Schluss auch noch durch die Stadt gelaufen, aber Strand/Stadt standen zu meiner Verteidigung circa im Verhältnis 90/10.

 

Auf dem Weg zurück zum Schiff erfahren wir von einem Kollegen von der Bar, dass wir morgen und übermorgen nicht in Barcelona, sondern stattdessen in Valencia anlegen werden. Grund dafür seien die Unruhen in Barcelona, rund um die Wahlen. Die Chefs der Safety haben beschlossen kein Risiko einzugehen und den Stop mit Nachtaufenthalt in Barcelona, mit dem Ein-Tages-Aufenthalt in Valencia zu tauschen.
Da wir so erst am neunten Oktober wieder zurück nach Barcelona kommen werden, Luise, die Van-Inhaberin, aber schon am vierten Oktober nach Chile fliegt, gibt es leider keine Option mehr für mich, das Auto zu kaufen. Schade, aber vielleicht auch besser so…
Sie wollte trotz mehrerer E-Mails von ihren ursprünglichen 5000€ nicht abweichen und das war mir, trotz des wirklich schönen Umbaus, dann doch etwas zu teuer für so ein altes Fahrzeug. Da muss ich eben noch ein bisschen weiter schauen…

Dieser kurzfristige Wechsel der Locations, hat allerdings auch anderen in der Crew mehr als übel mitgespielt. Auf dem Rückweg zum Schiff in Valencia treffe ich Cinzia, unsere Dance-Captain-Italienerin. Cinzia sollte in Barcelona Besuch von zwei Freunden bekommen, die dann eineinhalb Wochen als Family Travel mit ihr auf dem Schiff bleiben wollten. Ihr einziger Besuch in insgesamt sechs(!) Monaten auf dem Schiff. Aufgrund der kurzfristigen Umplanung konnte der Flug nicht mehr umgebucht werden und die Freunde sind Zuhause geblieben. Ich treffe im Shuttle-Bus eine völlig aufgelöste, enttäuschte und wütende Cinzia, die sich nicht erklären kann, warum wir als Crew, vor allem wenn so etwas wie Family Travel geplant ist, nicht früher Bescheid bekommen. Ich kann ihre Wut gut nachvollziehen, zumal die Offiziere es ja definitiv eher gewusst haben und auch der Family Travel früh genug angemeldet war, um Cinzia frühzeitig vorwarnen zu können.

 

Zurück an Bord, gehe ich kurzerhand mit Cinzia in den Gästebereich zur „Überschaubar“, der Bar über dem Pool. Wir trinken Cocktails und ich lasse sie sich den Frust von der Seele reden. Mit einem Drink in der Hand auf einem Kreuzfahrtschiff in strahlendem Sonnenschein in einer Bar über dem Pool zu sitzen, lässt selbst ganz großen Mist auf wundersame Weise schnell kleiner werden. Und so geht Cinzia eine Stunde später schon mit deutlich besserer Laune in den Durchlauf zur heutigen Show.
Ich für meinen Teil habe heute Abend ausnahmsweise mal frei und begebe mich einmal mehr mit meinem Laptop aufs Crewdeck um Blog zu schreiben und Fotos zu bearbeiten.

 

Später am Abend, als dann alle frei haben, machen wir einen Entertainment-Trip ins Nachtleben von Valencia. Ich unterhalte mich die gesamte Taxifahrt über, also geschlagene 20 Minuten, mit dem spanisch sprechenden Taxifahrer und stelle fest, dass mein Spanisch gar nicht so eingerostet ist wie vermutet. Das liegt vermutlich unter anderem daran, dass ich seit Wochen so gut wie jeden Tag meine Grammatik und mein Vokabular, mit Memrise versuche aufrecht zu erhalten.

Nein, das ist kein gesponserter Beitrag, dass ist einfach nur der Tatsache geschuldet, dass ich diese App einfach grandios finde, zumal sie in der Standard-Variante, die unfassbar großzügig ausgestattet ist und mir völlig reicht, auch noch kostenlos ist.

 

Und an der Tatsache, dass ich selbst meine Eltern mittlerweile dazu gebracht habe die App zu nutzen, kann man auch sehen, dass sie unglaublich einfach zu bedienen ist. Also für alle, die an einer Sprache ein bisschen dran bleiben wollen, sei hier diese klasse App empfohlen.
By the way: Ich lerne spanisch übrigens auf englisch. Das soll kein Posen sein, sondern ist schlichte Biologie, da so im Kopf für jedes Wort direkt zwei, statt nur einer Verknüpfung angelegt werden. Es ist leichter fürs Gehirn eine Fremdsprache in einer bereits gelernten Fremdsprache zu lernen.
So, den Kurs „Unnützes Wissen mit Sören Part I“ habt ihr erfolgreich bestanden, zurück zur Nacht in Valencia:

Das Nachtleben in Valencia findet, wie üblich in SPanien, bis circa 24 Uhr komplett auf den Straßen statt. Wir stehen mit unserem Wein/Bier/Sangria draußen auf der Straße vor der Bar und stoßen auf unseren freien Abend an. Die Tänzer und Sänger wollen unbedingt noch weiter in eine Disco. Emrah, Dorina (eine unserer Technikerinnen) und ich dagegen, suchen lieber nach einer Bar, mit ein bisschen alternativer Musik. Nach kurzem Durchfragen finden wir einen Laden, den wir großartiger nicht hätten treffen können. Das Vibora! Ein sehr kleiner und sehr schräg dekorierter Laden. Bar und Tanzfläche im Erdgeschoss, zwei Räume mit schrägen Gemälden, Sofas und Sesseln auf der Galerie im zweiten Stock und nicht zu vergessen: Absolut skurril beposterten Klos. Eindrücke gefällig?

 

Hier sind wir dann in bester alternativer Gesellschaft zu „Killing in the name of“ und diversen spanischen Skabands ordentlich abgegangen und bis in den frühen Morgen versackt. Bierseelig sind Dorina und ich später noch weiter gezogen, ins dieciseis toneladas (16 Tonnen), einer alternativen Disco am Stadtrand. Leider kamen wir just in dem Moment dort an, als die Band gerade aufgehört hat zu spielen. Zu deren Verteidigung muss man sagen, dass es mittlerweile auch schon vier Uhr morgens war. Trotzdem: Sehr schade. Aber hey, die erste freie Nacht in Valencia war auch so absolut großartig.

 


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Lasst mich Euch auf dieser Seite mit meinem Fernweh anstecken und zu Euren eigenen Abenteuern inspirieren.

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