Gefahrene Kilometer: 323 – Nata nach Senyati Safari Camp
Frühstück auf der Terrasse der Lodge. Eier, Speck, gebratener Toast, gebackene Tomaten, herzhafte Kudu-Wurst und Käse. Der Weg heute geht, wieder mal, ein gutes Stück über Teerstraße. Direkt vor der Grenze zu Simbabwe wollen wir auf die sogenannte Hunters Road abbiegen, eine unbefestigte Grenzstraße. Doch schon die Teerstraße stellt sich als abenteuerlicher heraus als gedacht. Grund: Eine Baustelle. Hier sei nun angemerkt, wer denkt deutsche Baustellen seien manchmal ganz schön lang, hat noch nie eine afrikanische Autobahnbaustelle gesehen. Geschlagene zweieinhalb Stunden geht es mit knapp 60km/h, soweit die Straße diese überhaupt zulässt, manchmal auch bedeutend langsamer, über die zu erneurnde Straße, teilweise auch daneben her mitten durch den Busch. Nicht nur, dass die armen Bauarbeiter der heissen Sonne ausgesetzt sind, nein, sie müssen auch noch ihre komplette Baukluft aus Hemd und Hose tragen und sind zusätzlich noch den überall am Straßenrand stehenden Elefanten schutzlos ausgesetzt. Der absolute Hammer.
Ach ja, die Elefanten. Wir haben zwar bisher einige Elefanten gesehen, allerdings noch nie so viele von diesen Tieren und auch noch nie so nah an der Straße. Der Anblick der grauen Kolosse, nur ein Paar Meter entfernt von unseren Autos, an einer der meist befahrenen Strecke Botswanas… Das ist schon derb. Vor allem fühle ich mich dabei direkt an den Elefantenangriff am Anfang unseres Abenteuers erinnert.
Aber zurück zu den Bauarbeitern: Was für ein Knochenjob. Bei 36° im Schatten, in der glühenden Sonne, mit kompletter Montur, auf und mit heissem Teer zu arbeiten, inmitten wilder Elefanten… Respekt!
Als wir an einem etwas breiteren Stück Baustelle eine kleine Pause einlegen, steige ich aus und stutze. Irgendetwas ist seltsam. Irgendwas sieht komisch aus, anders als Zuhause. Als ich zurück zu den anderen Autos blicke fällt mir schlagartig auf, was diese Andersartigkeit hervorruft. Die Sonne steht, um Punkt 12 Uhr Mittags hier in diesen Breitengraden, haargenau im Zenit. Wenn ich an mir herunter schaue, befindet sich mein Schatten haargenau unter mir. Das sieht irgendwie aus, wie in einem schlecht programmierten Computerspiel. Irre.
Direkt vor der Grenze zu Simbabwe geht links eine unbefestigte Straße ins Dickicht. Das muss die Hunters Road sein. Diese Route wurde natürlich gewählt, weil wir uns mehr wilde Tiere als auf der Autobahn erhofften. Dies sollte sich allerdings als Irrglaube herausstellen.
Wir haben die gesamten 100 Kilometer unbefestigte Piste nicht ein einziges Tier gesehen. Dafür hatten wir einen Heidenspaß mit den vielen extrem schwierig zu fahrenden Wasserlöchern. Mehr als einmal hat das vordere Fahrzeug, Uwe und Margot, um ein Haar im nächsten Wasserloch gestanden. Aber Uwe hatte ja eine gute Übung in den vorherigen Flussbetten. Niemand von von uns, nicht mal Uwe hat ein Fahrzeug versenkt. Yeeha! Trotzdem mussten wir oft aussteigen, um die beste Route durch die Wasserlöcher zu finden. Selbstverständlich zu Fuß. Nicht ganz ungefährlich, denn man weiss ja nie, Wer oder viel mehr Was im nächsten Wasserloch gerade so sein Mittagsbad nimmt.
Gegen Abend erreichen wir unser Etappenziel. Eine sehr schöne kleine Campsite, die die Afrika-Veteranen schon des Öfteren besucht haben. Der Besitzer hat auch sofort die altgedienten wiedererkannt. Direkt vor der Bar der Camp Site gibt es eine Elefantentränke, an der auch direkt bei unserer Ankunft ein großer Dickhäuter steht und aus Wasser säuft. Das Geräusch wenn dieses Riesentier sich mit seinem Rüssel literweise das Wasser ins Maul schiesst, ist großartig. Caro stellt sehr richtig fest, dass es astrein nach einer heftigen Klospülung klingt. Recht hat sie. Lustige Tiere (Elefanten, nicht Caros).
Tom wollte für unser Abendessen noch im nahen Kasane ein wenig Fleisch einkaufen gehen. Kurzerhand fuhren Sunny, Horis und meine Wenigkeit, mit einem zweiten Auto mit.
An der Hauptstraße angekommen (die, die wir gemieden haben, um die Hunters Road zu benutzen), sahen wir links und rechts die gesamte Strecke entlang, dutzende Elefanten grasen. Sowohl links als auch rechts de Weges, Elefanten über Elefanten. Mindestens 40 der Tiere konnten wir schon von unserer Lodge bis zur Hauptstraße sehen. Na toll, wären wir mal auf der Hauptstraße geblieben. Wir hätten zwar keine schönen, anspruchsvoll zu fahrenden Wasserlöcher gehabt, aber auf jeden Fall sehr viel mehr Tiere gesehen.
Da Tom sich hier auskennt, ist der Weg zum nächsten Spar-Marlt schnell gefunden und das Fleisch eingekauft. Auf dem Rückweg, gerade als wir wieder in die Straße zu unserem Camp eingebogen sind, steht ein Elefant mitten im Weg. Lichter aus (Elefanten reagieren aggressiv auf Licht) und ganz langsam weiter tuckern. Abstand zu Tom vergrößern (falls dieser schnell rückwärts flüchten muss) und Ruhe bewahren. Von links kommt ein “kleiner” Elefant auf uns zu. Der Junior will uns zeigen, wer hier der Stärkere ist und muckt ein wenig auf, traut sich aber nicht anzugreifen. Der graue Berg in unserer Front beobachtet den Halbstarken genau und ebenso unsere Reaktion. Wir bleiben stehen und so beschliesst die Mama irgendwann, dass wir ungefährlich sind und trottet weiter voran ins Dickicht. Der “Kleine” traut sich nach wie vor nicht weiter als vier bis fünf Meter an uns heran und folgt kurze Zeit später seiner Mutter ins Unterholz.
Wir fahren weiter und zu Toms rechter Seite tauchen zwei weitere große Elefantenbullen auf, die Tom allerdings, durch den großen Busch direkt neben ihm, nicht sehen kann. Wir warnen Tom über Funk und nur wenige Augenblicke später latschen die beiden Riesen nur circa einen Meter vor Toms Wagen auf die andere Straßenseite, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Kaum haben sie die Straße passiert lassen wir uns weiter rollen. Unglaublich, die fünf Tonnen schweren, vier Meter großen Tiere sind gerade erst, vor zehn Sekunden direkt vor unseren Autos hergelaufen. Schaut man nun nach links ins Gebüsch sieht man… NICHTS! Wer kennt den Witz mit dem Elefanten im Kirschbaum? Ich glaube nämlich mittlerweile es ist gar keiner. Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, ich würde niemandem glauben, der mir erzählt wie unglaublich gut Elefanten sich verstecken können.
Einen Kilometer und viele Elefanten später, sind wir endlich wieder im Lager und werfen den Grill für unser heutiges Barbecue an. Es gibt Kartoffelpüree, Butternut-Kürbis und frische, leckere Steaks. Was für ein Festmahl! Direkt nach dem Abendessen setzt das allabendliche Gewitter ein und alle verschwinden wohl genährt und glücklich in ihren Zelten.
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