Gefahrene Kilometer: 389 – Victoria Falls bis Kongola
Wir wachen auf, als die Sonne beginnt unsere Zelte zu braten. Also schon um 7 Uhr.
Ich geselle mich zu den schon wachen Kaffeetrinkern und gönne mir eine Schale Cornflakes. Ein Paar andere gehen noch duschen. Dann heisst es Zelte abbrechen und aufsatteln. Der gute Mann mit den T-Shirts kommt afrikanisch pünktlich. Als alle fertig gerödelt haben, die ersten schon die Motoren laufen lassen und wir gerade im Begriff sind unsere Shirts und das dafür ausgegebene Geld schon abzuschreiben, schlurft der Shirt-Mann mit unseren offiziellen Afrika-2012-T-Shirts um die Ecke. Yay, das ist ja gerade noch mal gut gegangen.
Und ab gehts, erneut über die Grenze. Zurück nach Namibia, wo wir unsere letzte verbleibende Woche (uuuuaaaaaaaaaa!) verbringen werden. Sunny kauft noch im wandelnden Parkplatzsupermarkt (Souvenierhändler, die einen egal wo man steht, sofort belagern) ein Paar Mitbringsel für die Verwandten und Bekannten zuhause. Der letzte Bäcker vor der Grenze (ein Schweizer) wird von uns halb leer gekauft und schon gehts mit Croissants und Donuts zurück nach Namibia und damit gleichzeitig auch das letzte Mal über die Grenze.
Den gesamten Tag im Auto passiert exakt gar nichts. Bis wir in Camp Kwando ankommen.
Sunny, meine liebe Beifahrerin meint, es wäre ein tolle Idee ihren Chef, Drachentavernen-Tom zu ärgern. Ich weiss nicht einmal genau was sie gemacht hat, es reichte aber leider, um Tom zu einer Drohung zu bewegen, dass ich die Frechheit meiner Mitfahrerin nun später ebenfalls mit ausbügeln darf. Wir würden schon sehen, irgendwann, wenn wir nicht damit rechnen… Na danke Sunny.
Die Lodge ist super schön. Eine große Holzterrasse mit einer Feuerstelle in der Mitte teilt uns schon beim erreichen mit, wo wir heute Abend unsere Drinks geniessen werden.
Das Abendessen ist das mit Abstand grandioseste der bisherigen Reise (und wird es auch die letzten 7 Tage bleiben).
Der absolute Oberhammer! Die Chefin der Lodge kocht höchstselbst und nach der Begrüßung kündigt sie uns ebenfalls persönlich an unserem Tisch das heutige 3-Gänge Menü an, welches uns nun erwartet.
Den Anfang macht ein wahnsinnig leckeres dunkles Brot mit, selbstverständlich selbst gemachter Kräuter Butter und Sour Cream. Als Vorspeise gibt es Lachs, gefüllt mit einem Traum einer Kräuter-Creme. Die Hauptspeise ist ein, auf den Punkt genau perfekt gebratenes, Kudu-Steak in herzhafter Rotwein-Sauce, an getrockneten Tomaten und Zucchini-Gemüse. Dazu gebratenes Maismehl mit geschmorten Zwiebeln. WOW!
Und als krönenden Abschluss gibt es eine Minzcreme mit Schokostreuseln und untergemischten kleinen Brownies. Ein Gedicht!
Nachdem wir alle satt und ob des perfekten Essens einfach nur glücklich sind, setzen wir uns, wie schon vermutet, natürlich zu einem urigen Lagerfeuer auf die Terrasse. Der Amarula kreist und wir reden über alles mögliche. Ich unterhalte mich mit Uli und Horis über 3D Fernseher, bis wir feststellen wie unwirklich es ist, hier im Outback Afrikas, wo man vor ein Paar Tagen einen Eingeborenen-Stamm besucht hat, der noch heute lebt wie im Mittelalter. Hier, wo Lehmhütten Standard und Blechhütten schon gehobener Mittelstand sind unterhalten wir uns über die neusten 3D Fernseher. Ein seltsames Gefühl und man fühlt sich augenblicklich irgendwie schuldig und schlecht.
Nach und nach fährt die Natur um uns herum ihren Nachtmodus hoch und wir uns herunter. Das eben erst geführte Gespräch wird noch unwirklicher. Die unglaubliche Klangkulisse der Frösche, hier am Kwando-River, ist eine völlig andere, als die der Frösche am Chobe-Fluss, oder die am Sambesi. Beides Flüsse, die wir in den letzten drei Tagen gesehen haben, und trotzdem ist die Fauna wie komplett ausgewechselt. Was für ein Land!
Nach und nach verschwinden alle auf der nahen Campsite in ihren Dachzelten. Sunny und ich liegen noch über eine Stunde wach im Zelt, da wir ständig irgendetwas denken zu hören, was durchaus Tom sein könnte, der seine Drohung wahr macht. Wir versuchen uns auszumalen, was dies wohl sein kann… Allerdings sind auch wir irgendwann zu müde um noch weiter die Ohren offen zu halten. Mit den Geräuschen der Nacht und des nahen Kwando schlummern wir langsam ins Reich der Träume.
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