Gut ausgeschlafen und wieder katerfrei soll es heute zusammen mit drei anderen Reisenden auf den Carre Medio, einen der Gletscher in der Umgebung von Ushuaia gehen.
Ich habe mir für dieses Unterfangen extra heute noch Handschuhe gekauft. Denn da dieser südliche Zipfel von Argentinien eigentlich gar nicht vorgesehen war von mir bereist zu werden, habe ich auch dementsprechend für diese Kälte nicht gepackt.


Der Weg nach oben bricht irgendwann einfach ab und man ist auf sich allein gestellt. Finde deinen eigenen Pfad zum Gipfel. Irgendwann ist die Schneegrenze erreicht und als wäre die Kälte unter den Schuhen nicht schon genug, fängt es hier oben nun auch noch spontan an zu schneien. Ich friere. Ich habe zwar Handschuhe und einen dicken Pullover mitsamt Windbraker darüber an, aber das ersetzt leider keine Mütze. Mir frieren Ohren und Nase ab. Aber: Ein Hallelulajah auf meine Investition in diesen Wunder-Windbreaker. Ohne diesen hätte ich mir da oben sicherlich Erfrierungen neunten Grades zugezogen.
Achtung, ich bin ein Affiliate Link für ne richtig geile Jacke.

 

Der Ausblick vom Gipfel entschädigt zwar wirklich für einiges, aber ich bin froh, als wir nach ein paar weiteren Stunden, gegen späten Nachmittag, endlich wieder in Ushuaia ankommen und ich heiß duschen kann. Ich verabrede mich mit Andrea und Teresa (den zwei Österreicherinnen aus Puerto Madryn) zum gemeinsamen Kochen in meinem Hostel. Wie erwartet hat die Belegschaft des Hostels absolut nichts dagegen, dass Gäste aus einem fremden Hostel zum Kochen und Essen vorbeikommen. Ich kann es nur noch einmal betonen, das Hostel Antarctica ist wirklich das schönste und freundlichste Hostel in dem ich je gewesen bin (und das waren schon sehr, sehr viele). Da ich selten für mehr als eine Person gekocht habe, gerät meine veranschlagte Portion etwas zu groß. Um genau zu sein laden wir noch weitere vier andere Hostelgäste ein mit uns zusammen zu essen. Alle werden pappsatt und es ist immer noch einiges übrig. So viel zum „Hmm, meinst du echt, dass das für uns drei reicht?“
Irgendwie macht unser Programm Mode. In den nächsten drei Tagen kocht jedes mal jemand anderes riesige Portionen und es wird immer mit circa 10 Leuten gemeinsam gegessen. Was für eine schöne Atmosphäre. Man fühlt sich wirklich Zuhause. Besser könnte es nicht sein.
Außerdem habe ich das unfassbare Glück, dass jeden Tag einer der Gäste, die ein Bett reserviert hatten, nicht auftaucht und jeden einzelnen Tag sorgt die Belegschaft dafür, dass umgebucht wird und ich mein Bett behalten kann. Ich will dieses Hostel einfach nur umarmen, mit allen Leuten darin.

Noch mehr zu meinem Glück? Here you go:
Just an dem Tag, den ich dafür auserkoren habe Blog-Schreibe-Tag zu werden, regnet es fast den ganzen Tag wie aus Eimern. Sowohl am Tag davor, als auch am Tag danach bleibt es komplett trocken. Alles richtig gemacht würde ich sagen.
Am 4.1 kommt es ein mal dazu, dass wirklich bis um 18 Uhr Abends niemand absagt und der Hostelpapa mir mitteilt, dass er mir schon ein Zelt und Decken organisiert hat, dass, falls ich nichts anderes finden sollte, ich gerne in einer Ecke im Garten des Hostels nächtigen könne. Das sei eigentlich verboten, aber man würde in diesem Falle mal ein Auge zudrücken. Zum Glück ist auf mein Sonnenkind-Glück verlass und ich muss dieses unglaublich süße Angebot gar nicht in Anspruch nehmen. Um viertel vor Zehn kommt der Hostelpapa zu uns auf die Galerie um mir mitzuteilen, dass einer der spätanreisenden Gäste soeben seine Reservierung gecanceled hat und ich mein Bett eine weitere Nacht, trotz ausgebucht-Status des Hostels, behalten kann.
Die Krönung des gemeinsamen Kochens/Essens erfolgt am nächsten Tag; Am letzten gemeinsamen Abend unserer kleinen Hostel-Antarctica Familie.
Juan möchte sich mit einem echten argentinischen Asado von uns verabschieden. Wir sind insgesamt sechs Leute, die, als Juan vom einkaufen zurück kommt ungläubig auf die 5 vollen Einkaufstüten in seinen Händen starren. Er hat pro Kopf ein halbes Kilo Fleisch gekauft, es soll ja schließlich für jeden was dabei sein. Aha. Juan stellt sich als echter Argentinier heraus, der sein Fleisch auf dem Grill punktgenau zuzubereiten weiss. Es ist wahnsinnig lecker, aber wie erwartet viel zu viel. Ich glaube von dem übrig gebliebenen Berg an Fleisch kann man das komplette Hostel noch zwei Tage lang ernähren.

Die Gesellschaft erweitert sich um Jim, einen Engländer, der derzeit auf Segelturn ist. Er ist von England aus mit dem Segelboot bis Ushuaia gereist und war von hier aus zwei Wochen im arktischen Polarmeer unterwegs. Die Stories die Jim zu erzählen hat – sich mit der gesamten Mannschaft des argentinischen Wetterstützpunktes auf dem Südpol zwei Tage zu betrinken beispielsweise – sind unschlagbar und super interessant. Was für ein Trip, dagegen wirkt meine Reise glatt wie ein Kindergartenausflug…
Der Abend hat einen fulminanten Start im südlichsten Irish Pub der Welt, dem Dublin’s und endet noch weitaus fulminanter in einer einheimischen Karaoke Bar. Juan und ich sind tatsächlich die einzigen Touristen in der Bar und dadurch lernen wir dementsprechend schnell dementsprechend viele nette Leute kennen.
Nach der ein oder anderen Gesangseinlage unsererseits, bestellen wir uns irgendwann gegen fünf Uhr morgens ein Taxi, denn wir werden schließlich beide heute noch aus Ushuaia abreisen.
Juan mit dem Bus, ich per Anhalter.

Die Überlegung dahinter: Es gibt von Ushuaia zur Fähre schließlich nur eine Straße, also zwei Richtungen in die man fahren kann, da wird es bestimmt nicht all zu schwer jemanden zu finden, der einen ein Stück mitnehmen kann.

 

Zum Abschied machen wir mit unserer großen Silvester-Clique noch einen Goodbye-Spaziergang quer durch Ushuaia. Was für eine schöne zeit, mit einer wunderbar spontanen Reisegruppe. Natürlich haben diese Menschen maßgeblich dazu beigetragen, dass die Zeit über Silvester hier so schön war, aber auch wenn diese Hostel-Clique nicht gewesen wäre, hätte ich Ushuaia geliebt. Ein wunderschöner Fleck Erde.


Zurück im Hostel erzählen wir dem Hostel-Betreiber unseren Plan per Anhalter zu fahren. Zwanzig Minuten später steht dieser grinsend mit einem großen Pappschild und drei verschiedenfarbigen Eddings vor uns. Während ich das Tramper-Schild bemale öffnen sich die Türen unseres Hostels und herein kommt das weltreisende Motorradfahrer-Pärchen aus Puerto Madryn. Wirklich lustig wie sich die Wege der Reisenden immer wieder kreuzen… Zum Dank an all die unglaublich lieben Mitarbeiter dieses Hostels lasse ich eine meiner CDs hier, die ich exakt für solche Fälle immer mit mir führe. Nein, dies ist kein Affiliate Link, sondern meine völlige Überzeugung: Wenn ihr irgendwann mal in Ushuaia sein solltet: GEHT INS HOSTEL ANTARCTICA! (und nein, dies ist kein Affiliate Link)
Fünfzehn Minuten und eine lustige Mal-Session später stehen Marc (ein Brasilianer aus dem Hostel) und ich mit unserem Tramper-Schild an der Straße und warten auf nette Menschen, die gen Norden unterwegs sind und noch Platz für zwei weitere Mitreisende haben…

 


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