„Warum muss der letzte Auftritt mit meiner Band in diesem Jahr ausgerechnet im tiefsten Bayern sein?“, denke ich mir, als ich nach gut acht – dank Verspätung und dadurch verpasstem Anschlusszug nun neun – langen Stunden aus dem Zug steige.

Meine helle Cort-Hose ist bis zu den Knien hoch voller Schlamm, die Schuhe sind unter selbigem kaum noch auszumachen und unser ganzes Equipment sieht nach Festival mit zu viel Regen aus. Was für eine Schlammschlacht in Maxlrain.
Jetzt darf ich nicht nur aus und komplett wieder einpacken, nein, ich muss auch noch meine Schuhe sauber machen.
Ich komme gegen halb neun Abends zuhause an. Erstes Ziel: Die Dusche.
Ich setze mich an meinen PC und beantworte noch schnell einige Mails vom Wochenende. Wer weiß wann ich Vietnam sonst dazu kommen würde…
Ein paar Sachen für die reise habe ich mir schon zurecht gelegt, doch nun wird der Rucksack erst einmal ent-matscht.
Bühnenoutfit raus und folgendes rein:

…ich hoffe ich habe an alles gedacht…
Es folgt, wichtig, die Playlist für den Urlaub. Die Ärzte, Sigur Ros, Valravn, Moby, Booka Shade, Nightwish, Bullet for my Valentine, Rabbit, SaitenWeise, etc., etc.,… Fertig, Mitternacht.

Nach weiteren 2 Stunden ist endlich alles erledigt und ich falle todmüde ins Bett.
Leider nur für drei Stunden, ich will ja meinen Flug nicht verpassen.
Boris sitzt schon am Terminal und wartet auf mich. Der erste Flug geht nach Frankfurt, von da aus fliegen wir dann, nach fünf, kotz, Stunden Aufenthalt weiter, direkt nach Hanoi.

Als wir in Frankfurt wieder einchecken wollen fällt mir auf, dass ich den blöden Gepäck-Schnipsel habe im Flugzeug liegen lassen. Der Herr am Check-in erklärt mir ohne eine Miene zu verziehen: Kein Problem, sie bekommen ihr Gepäck dann eben drei bis vier Tage später. Na, das fängt ja gut an.

Doch Obacht, Herr Mir-scheint-die-sonne-aus-dem-Arsch-Vogelsang ist unterwegs. Nicht nur das der Air Berlin Schalter “zufällig“ nur zweihundert Meter vom Vietnam-Airlines-Schalter entfernt ist (in Frankfurt Flughafen kann man froh sein, wenn man nicht Zug zum nächsten Terminal fahren muss), nein, auch die Mitarbeiterin dort ist super freundlich und versiert und hat nach nur fünf Minuten meinen Gepäck Code gefunden.
Nicht, dass das allein schon reichen würde, nein:

Zurück am Check-in stolpern wir zufällig über den Business-Class Begleiter unseres Fluges, der uns nach der Frage, ob man irgendwie, zwecks mehr Beinfreiheit, in die vorderen Sitzreihen kommen könnte, spontan, ohne Aufpreis, in die Economy Premium Class updatet. Ja, so kann der Urlaub schon eher anfangen.

Boris und ich setzen uns in die Fly away Lounge um mit einem kühlen Bierchen auf den bevorstehenden Trip anzustoßen. Unwillkürlich muss ich grinsen. Just hier habe ich Anfang des Jahres (gefühlt Anfang 2004) mit just dem gleichen Glas vor mir gesessen und auf Afrika angestoßen.

Nach einem weiteren Bier und zwei weiteren Gin-Tonics (so eine Reise will schließlich ordentlich begonnen werden), sehe ich auf dem Boden einen blauen Plastik Ball liegen. Mir, Watson Jr., ist sofort klar was das bedeutet. Boris hat den Ball ebenfalls entdeckt. Meine Augen verengen sich zu messerscharfen Schlitzen, jede Faser meines Körpers ist angespannt. Boris und ich schießen gleichzeitig los.

Dank des einfacheren Schnürsystems meiner Schuhe bin ich dem Langhaarigen den entscheidenden Schritt voraus.
Ich ducke mich durch den niedrigen Eingang und befinde mich im Paradies.
Im quietschbunten Ball-Paradies. 
…Vietnam… Wer braucht schon Vietnam wenn er bunte Bälle haben kann…?!

 

So vergehen die restlichen 4 Stunden Aufenthalt damit, dass wir UNSER Ballparadies gegen eine ganze Kinderhorde verteidigen müssen. Doch wir gewinnen… Jedes mal.

Viele durch Plastibälle verursachte Beulen und Blessuren und so manche verheulten Kinderaugen später sitzen wir auf den wohlverdienten Premium-Sitzplätzen im Flieger nach Hanoi. Mensch, großartige Beinfreiheit hier.
Noch bevor der Flieger überhaupt losrollt, werden wir schon von einer ganzen Armada Flugbegleiter bestürmt, die uns mit Decken, Kissen, Kopfhörern, Schlafmasken, Zahnbürsten, Ohrenprops, Frischmachtüchern, Socken (ohne scheiß) und Saft quasi totschmeißen. Ich finde die Premium-Class super…. nur…. Was soll ich mit dem ganzen Kram?
Nachdem wir endlich in der Luft sind folgt Abendessen, Bier, Erdnüsse, Sekt, Nachttisch, Saft, Tee, mehr Saft, Sandwich, noch mehr Saft, eine kleine Nachtsuppe und wohl jetzt ganz bald auch schon wieder das Frühstück. Ich habe zwar immer noch nicht geschlafen und bin auch immer noch nicht dazu gekommen meine Schuhe sauber zu machen, dafür habe ich aber schon, noch bevor der Urlaub richtig angefangen hat, bestimmt 2kg zugenommen. Herrlich im Urlaub.


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