Kaum zu glauben, aber für eine Stunde bin ich wirklich noch eingeschlafen und habe glatt das Flugzeug-Frühstück verpennt. Naja, ich hatte ja noch mein letztes Stück Laugen-Käse-Stange aus Berlin…

 

Nach endlos langen 11 Stunden setzt der Flieger endlich zur Landung an. Good Morning Vietnam.

Um zur Gepäckausgabe zu gelangen müssen wir durch eine “Sicherheits-“Kontrolle. Das Handgepäck muss durchleuchtet werden. Das allerdings sowohl links als auch rechts einfach vorbei gegangen wird, teilweise noch mit Handtaschen unter dem Arm stört niemanden. Auf das Durchleuchten, oder Checken der Personen wird gänzlich verzichtet, weshalb ich mich frage, warum dann überhaupt irgendwas kontrolliert wird. Aber das wird bestimmt nicht die einzige Frage bleiben, die ich mir in den nächsten 3 Wochen stellen werde, wage ich mal kühn voraus zu sagen.

Nun folgt noch die Visa-Kontrolle. Ich habe mir ein Visum auf Einreise bestellt. Das ganze Prozedere geht sehr schnell und 5 Minuten und 25$ später dürfen wir passieren. Boris wird aufgrund seines italienischen Reisepasses auf Mafia-Verdacht hin etwas sorgfältiger kontrolliert, doch auch dieser darf nach 5 Minuten passieren.

 

Nach guten 45min kommt auch schon unser Gepäck übers Band getuckert (welches übrigens mit Moskau und Paris ausgeschildert ist). Jetzt kann es endlich los gehen. Wir gehen zur Tourist- Information und lassen uns, ganz Touri-like ein Taxi aufschwatzen. Taxi ist hier allerdings ziemlich untertrieben, handelt es sich doch um einen oberen Mittelklassewagen mit Chauffeur. Wir buchen und bezahlen direkt beim Infostand. 640.000 vietnamesische Dollar, ungefähr 25€. Draußen geht derweil die Welt unter. Der Monsun hat eingesetzt und setzt die Straßen unter Wasser. Ach ja, wir haben ja Regenzeit.

Unser Chauffeur begleitet uns unter einem großen Regenschirm zum Auto. Das erste Zusammentreffen mit dem vietnamesischen Verkehr. Oh mein Gott!
Abgebogen wird wo Platz ist, Fahrstreifen werden auch gerne mal in die Gegenrichtung benutzt, Sicherheitsabstand ist definitiv ein Fremdwort, es wird kreuz und quer durcheinander gefahren, man sieht hunderte und aberhunderte motorisierte Zweiräder und Ampeln werden einfach komplett ignoriert. Aber hier spotten Worte jeder Beschreibung. Hier zu könnt ihr bald dass erste Vietnam Video auf meinem YouTube Channel sehen.

 

Wir kommen auf der Fahrt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Kleine schmale, bunte, hohe Häuser. Wild durcheinander gewürfelte Architektur, der Straßenverkehr, die vielen kleinen Fachläden. In nichts scheint eine Ordnung oder Struktur erkennbar. Alles ist irgendwie anders als man es kennt.Das stellen wir kurze Zeit später auch bei der Sprache fest. Nicht nur dass wir rein gar nichts verstehen, man hat auch keinerlei Anhaltspunkte um zumindest etwas zu erahnen. Es ist einfach eine vollkommen fremde Sprache, bei der es ein und dasselbe Wort mehrfach gibt und nur die Betonung am Ende oder Anfang den Unterschied ausmacht. Das Wort “Pho“ zum Beispiel… Geht man am Schluss des Wortes mit der Stimme nach unten heißt es Straße, geht man nach oben, Suppe.


Wir vergessen beim Eindrücke aufsaugen sogar kurze Zeit wie müde wir sind.
Nach knapp 50km und circa 45 Minuten Fahrt, sind wir an unserem Hotel angekommen. Prüfung Nummer 2: die Straßenseite wechseln. Auch diese meistern wir meisterlich. Die Zimmer sind schlicht aber schön. Wir sind mitten im Kern der Altstadt, trotzdem, da nach hinten raus, ist unser Zimmer sehr ruhig. Ganz wichtig: die Klimaanlage. Denn bei der tropisch-feuchten Hitze zu schlafen wäre und sonst kaum möglich.

Wir fallen ins Bett und schlafen beide augenblicklich ein. Der Wecker klingelt 3 Stunden später, schließlich wollen wir ja noch ein bisschen was vom Tag haben. Ich wache nur so halbwegs auf als Boris aufsteht. Der Jetlag hat mich voll im Griff, schließlich ist es jetzt zuhause gerade 5 Uhr morgens. Ich fühle mich wie erschlagen und kann die Augen kaum offen halten. Boris geht es aber leider noch viel schlechter. Seine deutsche Erkältung hat sich im Flugzeug durch die Klimaanlage und den Druck zu einer bösen, vietnamesischen Mittelohrentzündung erweitert. Er beschließt zuerst das nächste Krankenhaus aufzusuchen, um so schnell wie möglich wieder fit zu sein. Und während Boris sich in die Abgründe des vietnamesischen Verkehrs schmeißt, schlafe ich auf der Stelle wieder ein.
Leider nur für eine Stunde, denn das Krankenhaus ist weder weit, noch annähernd so langsam wie man es zuerst bei der vietnamesischen Gemütlichkeit vermuten würde.
Also raus aus den Federn und ab ins Leben.

Erstes Ziel ist das französisches Viertel. Todesmutig wie wir nun mal sind, lassen wir uns, wie es sich gehört, mit dem Motorcycle dorthin fahren. Der Helm geht nicht richtig zu und würde, selbst wenn, im Ernstfall wohl eh nicht viel bringen. Boris ist schon so zum Krankenhaus gefahren und gab mir den nützlichen Tipp: nicht zucken oder erschrecken, sonst bist du tot.

Es sieht zwar auf den ersten Blick echt schlimm aus, ist es zum Teil auch, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so…. Hm… fließt. Ich finde den Verkehr hier faszinierend und würde, ja ich weiß ich bin bekloppt, Sau gerne mal selber fahren. Leider ist es weder mit dem deutschen, noch mit dem internationalen Führerschein erlaubt. Und bevor der Urlaub unfreiwillig um einiges teurer wird, lass ich es doch lieber sein.

Auch faszinierend finde ich, dass vietnamesische Geld. Nicht nur, dass die Scheine ob der Inflation ziemlich groß sind, ein fünfhunderttausender Schein zum Beispiel sind knapp zwanzig Euro, sie sehen mit ihren Fenstern durch die man durchschauen kann, auch echt lustig aus. Beispiel gefällig?

Das französische viertel ist sehr großzügig angelegt, breite Straßen, breite Häuser, und sieht sehr sauber und aufgeräumt aus. Selbst an Ampeln und Einbahnstraßen wird sich hier gehalten (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Der Lärm auf den Straßen ist unbeschreiblich. Nicht nur, das man eigentlich ständig von hunderten Motorbikes umgeben ist, es wird auch pausenlos gehupt. Man bekommt den Eindruck als wäre die Hupe hierzulande wichtiger als die Bremsen. Hupen heißt hier allerdings auch nicht “Pass gefälligst auf du Arschloch“ wie bei uns, sondern eher “Vorsicht, ich bin hinter, neben, oder wo auch immer, von dir. Interessant ist nicht nur die Fahrweise, sondern teilweise auch die Beladung der Bikes. Da fährt jemand mit dem Chassis eines anderen Motorrades auf dem Schoß, hier einer mit 50 Klopapier Paketen, dort einer mit 3(!!!) anderen auf dem Bike. Die Bilder von den voll beladenen Fahr-, und Motorrädern die man so kennt sind nicht übertrieben, die Vietnamesen sind echte Beladungskünstler.

Nach so viel Neuem bekommt man Hunger. An die allgegenwärtigen Straßen-Garküchen trauen wir uns allerdings noch nicht so ganz ran. Mal sehen, morgen vielleicht. Also verschlägt es uns in ein ultra schickes, auf dem Dach eines sehr hohen Gebäudes gelegenen, pikfeinen Restaurant. Eindeutig für Touristen und die vietnamesische Oberschicht. Das essen ist fantastisch und wie hauen so richtig rein. Das haben wir uns verdient.

Mit knapp zehn Euro für ein Rumpsteak ist es für unsere Verhältnisse allerdings immer noch günstig. Wir lassen den Blick über die geschäftige Stadt wandern und hängen unseren Gedanken nach. Langsam wird es schon dunkel. Derbe, um 7 Uhr ist es hier schon Nacht.

 

Wir beschließen zum Hotel zurück zu laufen um noch ein wenig von der Stadt zu sehen. Man kann sich kaum satt sehen an dem Trubel in Hanoi. Ich kann euch hier leider nur einen Mini-Abriss dessen geben, aber ich kann auf jeden Fall schon mal sagen: Allein diese Stadt war die Reise wert.

Im Hotel angekommen nehmen wir unsere Reiseführer zur Hand und planen die nächsten Tage. Morgen sehen wir uns den Literaturtempel und die Altstadt an, übermorgen fahren wir dann mit dem Bus für zwei Tage im die berge nach Sa Pa, am Sonntag mit dem Zug zurück nach Hanoi, am Montag Tour zur berühmten Parfüm Pagode und am Dienstag weiter nach Ha Long um die weltberühmte Bucht zu besuchen (vermutlich mehrere Tage mit dem Boot). Die Bucht ist übrigens ein UNESCO Weltkulturerbe.

Ich bin nach diesem einen Tag noch viel gespannter als bisher eh schon, was wir hier alles zu sehen bekommen.

 


Hi, ich bin Sören
Musiker, Schauspieler und leidenschaftlicher Reisender.

Lasst mich Euch auf dieser Seite mit meinem Fernweh anstecken und zu Euren eigenen Abenteuern inspirieren.

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