Der Bus hält immer mal wieder an und nimmt irgendwelche Leute für einige Kilometer mit, die sich einfach zwischen die Betten auf den Gang setzen. Die ganze Nacht hindurch verschwinden immer wieder Pakete im Gepäckteil des Busses und werden irgendwo anders wieder abgeliefert. Eine Art Post sind diese Busse also auch noch. Die Mühe eine erkennbare Struktur hinter solchen Aktionen hier zu suchen, mache ich mir schon gar nicht mehr. Ich denke mal, ich würde sie eh nicht verstehen. Die Plätze waren zwar Klasse, trotzdem finden weder Boris noch ich so richtig Schlaf. Ob das einfach an der Geräuschkulisse und der Umgebung liegt, oder doch daran, dass wir nur all zu gut wissen, wie hier gefahren wird, vermag ich nicht zu sagen.
Um halb sechs, eine halbe Stunde früher als erwartet kommen wir völlig fertig am Hotel an. Der Nachtportier, den wir wach klingeln, checkt uns mit nur halb offenen Augen ein. Wir beziehen das Zimmer und schlafen erst einmal bis halb 12 durch.
Der Tag startet langsam. Wir buchen eine Schnorchel-Aquarium-Insel-Tour für morgen. Danach gehts eine Phó, verzeihung eine Bun essen und dann Sachen packen und ab zum so viel gelobten Traumstrand. Das Wetter ist wieder mit uns. Sonne satt und knappe 30 Grad, lassen einem gar keine andere Wahl, als immer mal wieder ins Meer zu hüpfen. Die Wellen hier sind noch eine ganze Spur derber, als die gestrigen. Mit guten drei bis vier Metern, macht es einen Mordsspaß sich einfach ins Wasser zu werfen und unter den Wellen durch zu tauchen.
Da hier sowieso alle Paar Minuten jemand mit Ess- und Trinkbarem vorbeikommt, muss man sich gar nicht erst die Mühe machen vorher für den Strand einzukaufen. Wir essen Chili-Brot und Krabbenchips und giessen all das mit eiskalten Bierchen herunter. Herrlich im Urlaub!
Der Strand ist nur mäßig besucht, doch je weiter der Tag voranschreitet und die Sonne der Erde entgegen strebt, desto mehr Einheimische tauchen auf. Ganze Schulklassen bevölkern den Strand und halten hier im Sand ihren Sportunterricht ab. Fußball, Fangen, Gemeinschaftsspiele und natürlich schwimmen im Meer. Ich bin zwar immer gerne zum Sportunterricht gegangen, aber für so eine coole Sportunterricht-Location hätte ich viel gegeben.
Die Sonne ist schon weg, als ich das letze Mal für diesen Tag ins Meer hüpfe. Das Wasser ist herrlich warm und ich schließe mich den sportlichen Vietnamesen an und stürze mich in jede Welle.
Wie wir in Hoi An gelernt haben, ist der perfekte Abschluss für einen Tag am Strand, ein gelungenes Essen. Sich hier in Nah Trang ein Nicht-Touri-Lokal zu suchen gestaltet sich schwieriger, als die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die ganze Stadt ist auf Touristen ausgerichtet. Hochhaushotels am Strand, Souvenierläden über Souvenierläden und teure Boutiquen. Einmal im Jahr, so wird uns von unserem netten Kellner berichtet, wird die kleine Stadt am Meer von Russen überrannt. Deshalb also sieht man an jedem zweiten Shop und jeder Tourist-Info kyrillische Schriftzeichen.
Der Abend führt uns mal wieder in die Stadt-übliche Why-Not-Bar. Dieses Exemplar allerdings ist mit zwei Billardtischen, großer Tanzfläche und ebenso großer Terrasse, ungefähr zehn Mal so riesig wie der kleine Auf-dem-Billiardtisch-tanzen-Schuppen in Hoi-An.
Selbstverständlich entern Boris und ich sofort wieder den grünen Teppich und spielen unsere erste Partie gegen zwei Australier (die wir locker abziehen).
Danach geht die erbitterte Billiardpartie gegeneinander weiter, die ich wieder (knapp) gewinne. Drei zu Null für mich. Ob Boris das in diesem Urlaub noch aufholen kann?
Wir bestellen uns zwei Bier und werden vom Kellner gefragt, ob wir ihn erkennen würden. Es ist derselbe junge Mann, der uns heute Morgen ins Hotel eingecheckt hat. Wow, was für ein Arbeitstag! Der Gute arbeitet nun seit 16 Stunden, wie er uns mitteilt, mit nur einer Stunde Pause zwischen den beiden Jobs. Ganz schön heftig.
Boris ist nach der erneuten Niederlage weinend gen Hotel gezogen. Ich bin noch für ein Siegerbierchen im Pub geblieben. Auf der Terrasse komme ich noch mit einigen Backpackern ins Gespräch gekommen und habe, lustigerweise, Victoria, eine Engländerin wiedergetroffen, die ich in der Halloween Partynacht in Hanoi kennen gelernt habe.
Lang wurde der Abend aber auch bei mir nicht. Die Bustour hat auch in meinem Schlaf-Wach-Rhythmus ihre Spuren hinterlassen. Um ein Uhr gehe auch ich ins Hotel und gebe mich endlich dem seligen Schlummer hin.
So langsam wird mir bewusst, dass unsere schöne Tour am anderen Ende der Welt bald vorüber ist. Morgen brechen schon die letzten drei Tage an. Ich freue mich auf meine Wohnung, auf Berlin, auf den Herbst in Deutschland. Auf der anderen Seite könnte ich aber auch gerne noch weitere drei Wochen hier bleiben und dieses spannende Land weiter erkunden. Hier gibt es so viel zu sehen, so vieles ist auch nach nun über zwei Wochen immer noch so befremdlich und anders. In “nur” drei Wochen ist es leider unmöglich hier alles zu sehen.
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