Wie im letzten Artikel berichtet, sind wir heute von unserem Guide in ein ursprüngliches Himba eingeladen worden. Kein Show-Dorf, keine Touritenattraktion, nein, ein echtes Dorf der immer noch traditionell lebenden Ureinwohnern Namibias. Jason steigt ins Fahrzeug unseres Generals und lotst uns abseits der bekannten Straßen zu diesem versteckten Dorf. Wir bringen selbstverständlich Geschenke mit, denn das wird so erwartet.  Einen großen Sack Maismehl, einen weiteren großen Sack mit Zucker, eine Flasche Öl und klar, die obligatorische Kiste Bier darf auch bei den Himbas nicht fehlen. Wir werden mit offenen Armen empfangen und die Kinder stürmen sofort auf uns im allgemeinen und auf Sunny im speziellen  zu. Der Älteste des Dorfes begrüßt jeden einzelnen mit Handschlag und dem Grußwort “Morro” – Hallo. Der Guide führt uns durch das gesamte Dorf und zeigt und erklärt uns die Lebensweise der Himba. Unglaublich. Das Dorf besitzt ungefähr 10 Hütten. Manche davon für Menschen, andere sind Hütten oder Pferche für die Tiere. Ziegen, Rinder, Hühner und Hunde streunen frei durchs Dorf. Gisi versteht sich blendend mit den Lämmchen und findet unter ihnen auch gleich einen neuen Freund:

 

 

Die Hütten selbst bestehen entweder aus einfach zusammengesteckten Stöcken und Hölzern, so wie der Zaun, der rund um das Dorf errichtet ist, oder haben eine Ummantellung aus Lehm, der in diesen wenigen Hütten auch als fester Untergrund dient.In eine solche Hütte werden wir sogar eingeladen und bekommen dort von einer Himba, übersetzt von Jason, traditionelle Schmuckstücke, Teile der Tracht (voll herausgeputzt wiegt diese oft mehr als 25kg) und natürlich Reinigungsrituale, Salben und Öle gezeigt.

Die Himbas benutzen zur Reinigung ihres Körpers und ihrer Kleidung niemals Wasser. Verständlich, wenn man mit der Allgegenwärtig der Wasserknappheit, beziehungsweise der totalen Abstinenz von diesem lebenswichtigen Gut im heissen Afrika konfrontiert wird. Jeder Tropfen ist kostbar. Die Kleidungsstücke werden mit speziellen Kräutern und Ölen ausgeräuchert. Zur Körperpflege benutzen die Stämme ausschließlich eine ockerfarbene Paste, die aus verschiedenen Baumharzen, vermischt mit Butterfett hergestellt wird. Die Frauen tragen zusätzlich ein selbst hergestelltes, schwarzes Parfüm auf, das entfernt nach Eukalyptus riecht. Der Geruch der Himbas ist für unsere europäischen Nasen zwar gewöhnungsbedürftig, allerdings ganz klar nicht als Gestank zu bezeichnen. Die Eindrücke des Lebens und der Gerüche lassen sich nur schwerlich in Worte fassen. Man taucht in eine vollkommen andere Welt ein. Diese Lebensweise fasziniert uns und lässt uns auf der langen Fahrt nach Opuwo noch viel darüber nachdenken. Und wieder einmal haben wir eine komplett andere Seite von Afrika gesehen. Eine Seite, die man als Pauschaltourist wohl nur sehr selten zu Gesicht bekommt.

Wir verabschieden uns von dem Stamm und schütteln noch sehr viele Hände. Der Älteste allerdings, von uns nur salopp “Der Chief” genannt, scheint sich in seine Hütte zurück gezogen zu haben. Als wir wieder zur Hauptstraße zurück fahren, wartet an der Abzweigung zu dieser, der Häuptling auf uns. Er hat sich andere Kleidung angezogen und trägt nun über seinem traditionellen Rock-artigen Untergewand, ein knallrotes Totenkopf-T-Shirt. Wir können uns ein Grinsen nicht verkneifen. Er fragt uns (mit Händen und Füßen, denn er selbst spricht kein Wort englisch, geschweige denn deutsch), ob wir ihn mit nach Opuwo nehmen könnten. Wir erklären uns, ob der Freundlichkeit mit denen der Stamm uns begegnet ist, sofort bereit und fangen an Horis’ und Ulis Auto umzuräumen, damit der gute Mann auf der Rückbank Platz nehmen kann. Aufgrund des T-Shirts bauen
wir unsere Bezeichnung für den Ältesten noch einmal aus.

Der „Chief of Metal“ is in da House. Kaum hat der gute Mann auf der Rückbank von Team 5 Platz genommen und diese als bequem eingestuft, fragt er uns, ob wir nicht noch Platz für eine weitere Person hätten. Das zweite Auto, Sunny und meines, wird umgebaut und ein weiteres Stammesmitglied, beziehungsweise gleich zwei, denn die Himba-Frau hat ein Kleinkind vor der Brust, wird eingesammelt. Die Kolonne und die beiden gerade umfunktionierten Himba-Taxis rollen los. Nach circa zehn Minuten on the Road berichtet Wagen 5 (Uli & Horis) per Funk, über üble Blähungen und dementsprechende Gerüche im Fahrzeug. Der Chief of Metal markiert sein Revier. O-Ton Uli: “Wir versuchen die Gerüche so gut es geht mit Zigaretten zu überdecken, allerdings lässt uns das Betätigen des Feuerzeuges jedes Mal vorher schwitzen.”

 

Zurück in Opuwo wird wieder vollgetankt, denn das wird vorerst die letzte Tankstelle sein, die wir in den kommenden Tagen sehen werden. Einkaufen können wir heute Abend leider nicht mehr, denn die Supermärkte sind leider alle schon geschlossen. Der Einkauf wird also kurzerhand auf morgen früh verschoben.

Was für ein Tag. Alle sind total K.O. und hängen am Lagerfeuer auf der Terrasse der Lodge ihren Gedanken nach. Jeder freut sich auf sein gemütliches Dachzelt. Noch während wir essen wird der Himmel plötzlich tiefschwarz. Da es gegen Abend geht, scheint dieser Umstand vollkommen normal zu sein, allerdings bemerken wir schnell, dass diese Schwärze nichts mit der Dämmerung zu tun hat, denn direkt über uns ist der Himmel nach wie vor stahlblau. Ein Gewitter zieht auf. Nur 15 Minuten später giesst es wie aus Eimern. Als wir circa zwei Stunden später zurück zur Campsite fahren, regnet es noch immer. Hoffentlich sind die Dachzelte trocken geblieben.

 


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