Gefahrene Kilometer: 0 – Off-Tag – Kasane: Chobe Safari Lodge
Heute ist erst einmal wieder Ausschlafen angesagt. Trotzdem klettern alle sehr früh aus den Zelten, da die Sonne bereits um acht Uhr morgens so heiss auf unsere Autodachunterkünfte brennt, dass man es in den Zelten nicht mehr aushält. Hinzu kommt der afrikanische Naturwecker. Hunderte Vögel plärren, schreien und zwitschern wild durcheinander. Herrlich so geweckt zu werden. Da steht es sich doch gleich viel leichter auf.
Erste Überraschung des Tages ist das unglaubliche Frühstücksbuffet. Es gibt alleine sieben(!) verschiedene Sorten Müsli. Fleisch (Kudu, Springbock, Hähnchen) wird frisch gegrillt, Tomaten, frisches Obst, eine große Brot und Brötchen-Auswahl und sogar Nutella gehört mit zum Allround Programm. Das ist definitiv das bisher beste Frühstück der Reise.
Nachdem wir nach diesem Mahl herrlich gesättigt in unser Camp zurückkehren erwartet uns dort eine ganze Horde Wildschweine, die auf der Suche nach Nahrung durch unser Camp grunzen. Highli macht direkt ein Paar Fotos und wagt sich wohl ein bißchen zu nah an seine Artverwandten heran, denn um ein Haar wird er von einer Wildsau umgerannt.
Einziger fest geplanter Tagespunkt heute ist eine Bootssafari auf dem Chobe. Gegen Mittag bewölkt sich der Himmel und es kühlt ab auf „nur noch“ 28 Grad. Genau das richtige Wetter für eine Safari. Nicht zu heiss, die Sonne brennt einem nicht den Schädel weg und die Krokodile können sich wunderbar auf ihren Sandbänken ausruhen. Das kleine Bötchen beherbergt neben uns und zwei vietnamesischen Studentinnen den Bootsführer / Guide, sowie einen Barmann. Ja ehrlich, unser Boot ist nicht nur ausgestattet mit Softdrinks Sekt und Bier in einer Kühlbox, auch den Barmann gibt es mit dazu. Nobel geht die Welt zugrunde.
Die Safari ist jeden einzelnen Cent wert. Dutzende Elefanten, stehen teilweise nur 3 Meter von unserem Boot entfernt am Ufer. Wir sehen aus dem Chobe saufende Giraffen, jede Menge Wasserböcke, Wildvögel, Krokodile und Nilpferde. Unser Guide erklärt uns, warum gerade die so knuddelig aussehenden Hippos weitaus gefährlich sind, als zum Beispiel Krokodile. Nilpferde haben ein festes Revier, welches sie in der Gruppe verteidigen. Außerdem sind sie sehr leicht reizbar. Fühlen sich die Tiere bedroht, greifen sie an, ziehen einen unter Wasser und verharren dort so lange bis man ertrinkt. Sehr gefährlich ist außerdem, dass man Nilpferde im Boot sitzend sehr leicht übersehen kann, da die Tiere bis zu 30 Minuten unter Wasser bleiben können, ohne an die Oberfläche zurück kommen zu müssen um zu atmen. In der Regel, bleiben sie aber nie länger als drei bis fünf Minuten unter Wasser.
Wie leicht reizbar die Tiere tatsächlich sind, demonstriert uns der Guide direkt am lebenden Objekt. Er manöveriert unser Boot sehr nah an eines der Tiere heran und stoppt dann den Motor. Kein Geräusch = kein Reiz. Dann warten wir bis wir fast neben dem Tier dümpeln, bevor der Motor wieder angeschmissen und vollgas gegeben wird. Keine zwei Sekunden später katapultiert sich das massige Tier, nur wenige Meter neben unserem Boot in die Höhe und ein riesengroßes, geöffnetes Maul schießt aus dem Wasser und schreit uns hinterher. Bea erschreckt sich so sehr, dass sie laut aufschreit und fast vom Boot springt. Wie gut, dass sie es nicht getan hat, sonst könnten wir den zweiten Teil, das unter Wasser ziehen, nun auch noch beobachten.
Wir erreichen einen kleinen Seitenarm des Chobe und fahren langsam hinein. Ein paar hundert Meter vor uns, sehen wir dutzende Hippos links und rechts des Ufers in der Savanne stehen. Je weiter wir mit dem Boot in den Seitenarm hinein fahren, desto mehr Hippos gleiten lautlos vor uns in den Fluss. Unser Guide macht nun deutlich öfter den Motor unseres Bootes aus und fährt nah ans Ufer. Hier, so sagt er, haben die Nilpferde keine Chance unter unser Boot zu kommen, da es hier nicht tief genug sei. Er macht immer nur für Sekunden den Motor des Bootes an um Stück für Stück zu wenden. Von den dutzenden gesichteten Hippos, sind nur noch eine handvoll an Land. Man kann unserem Guide ansehen, dass auch ihm jetzt nicht mehr ganz wohl bei der Sache ist. Als unser Kahn nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die 180° Drehung geschafft hat, gibt der Guide erleichtert vollgas. Wir sehen vier Hippos hinter uns aus dem Wasser schießen und einige weitere nah zur Oberfläche kommen. Wären wir hier weiter gefahren, wären wir wohl mitsamt Boot gnadenlos von den massigen Tieren umgeworfen worden. Wie gut, dass wir einen erfahrenen Guide haben.
Die Entspannungs- und Beruhigungs-Gin-Tonics, Whiskey-Colas und Biere melden sich und wir halten an einer kleinen nicht von Tieren bevölkerten Insel an, damit unsere Männer ihr Revier markieren können. Nach guten zwei Stunden, etlichen tollen Erinnerungen und vielen weiteren Tieren, werden wir wieder zurück zur Lodge gefahren. Zwei Stunden in einem Plastiksitz verlangen sofortiges Abkühlen im Pool. Also rein ins herrlich kühle Wasser. Mit der Idee bin ich bei weitem nicht alleine, fast unsere gesamte Crew kühlt sich hier vor dem Abendessen noch mal ab.
Lustige Kurzanekdote:
Gisi “Chief” Hiller, kann sich wohl nicht so richtig entscheiden und beschliesst erst nach einer guten halben Stunde auch noch mal in den Pool zu gehen. Kurz nachdem er im Wasser ist, haben wir anderen aber, aufgrund der Zeit, die wir schon im Pool verbracht haben genug und einer nach dem anderen verlässt den Pool. Übrig bleibt unser armer Hippo Gisi der nun ganz ohne Freunde einsam im Pool dümpelt und sich beschwert, das niemand mit ihm spielen will.
Plötzlich bricht auf der Terrasse das absolute Chaos los. Zwei Dutzend Meerkatzen (kleine Affen) lassen sich, auf den Angriffsruf des Anführers, gleichzeitig aus den Bäumen fallen und greifen sich in kürzester Zeit alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Lose Zuckertüten, die Cocktail-Deko, Butterstücke, alles was irgendwie interessant aussieht wird gegrabscht und bevor man noch wirklich mitbekommen hat, was hier gerade abgeht, verschwinden die kleinen Strauchdiebe schon wieder in den Bäumen. Ein ganz Frecher, versucht Gisis kleines Safari-Fernglas zu mopsen, aber Tom, geistesgegenwärtig wie immer, schmeisst spontan mit einem seiner Flip-Flops und trifft. Tom 1, Affe 0. Die Meerkatze lässt das Fernglas fallen und schwingt sich wütend schreiend, in den Baum zurück.
Keine 30 Sekunden später ist der ganze Spuk vorbei und die Affen machen sich in den Bäumen über ihre Beute her. Gerissene kleine Viecher!
Nach dem Abendessen gibt es auf der Terrasse der Lodge noch eine gemütliche Runde. Alle vereint in einem großen Stuhlkreis. Die Bloody Marys, Gins und Whiskeys werden gedankenverloren geschlürft und zwei Fragen werden in die antroposophische Runde gestellt:
“Worauf freut ihr Euch Zuhause am meisten?” und “Was werdet ihr am meissten vermissen?”.
Ich freue mich am meisten auf mein Bett und meine Freunde. Am meisten vermissen hingegen werde ich das Einschlafen und Aufwachen inmitten der wilden Natur, die Luft Afrikas und diese unendliche Weite der Savanne. Auch die Lockerheit der Afrikaner und das Gefühl, dass einen kein Stress der Welt hier erreichen kann, würde ich in Deutschland gerne noch ein bisschen im Herzen behalten.
Mit diesen Gedanken liege ich in meinem Dachzelt, lausche den Geräuschen der Nacht und werde vom Quaken der Frösche und Grunzen der nahen Hippos langsam in den Schlaf gewiegt.
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