Boah, Einkaufen kann so anstrengend sein!
Unser heutiger Tag besteht zu 99% aus Shopping. Sowohl Boris als auch ich, haben viel (sehr viel) mehr gekauft als wir a) ursprünglich wollten und b) in unsere Rucksäcke überhaupt rein passt.
Zwei neue Jacken (davon eine Lederjacke aus hellem Rindsleder), einen Anzug aus Kaschmir, bestehend aus Hemd, Hose, Weste und Jackett, letzteres gefüttert mit Brokat, einen Wintermantel (ebenfalls gefüttert mit Brokat), ein Paar Flip-Flops, zwei Hüte und eine Wollhose. Selbstverständlich alles maßgeschneidert (ja, auch die Flip Flops!), teils selbst erstellt und noch zeichnen lassen, für insgesamt (also alles zusammen!) unter 400€. Ganz ehrlich, in Deutschland hätte ich nur für eine ähnliche Lederjacke von der Stange ungefähr so viel, wenn nicht mehr bezahlt. Vom Anzug ganz zu schweigen… Da packt einen halt selbst als Mann der Kaufrausch, da MUSS man einfach zuschlagen.
Wir treiben uns den ganzen Tag in diversen Shops herum, feilschen, lassen uns vermessen, feilschen erneut, lassen uns weiter vermessen, lachen, quatschen und flirten um die Wette. Der ganze liebe lange Tag besteht vom Frühstück bis zur Dunkelheit aus Shopping. Für Shopping-süchtige Damen muss Hoi An das Paradies auf Erden sein.
Die Schneiderinnen sind, wie alle Menschen denen man hier begegnet unglaublich lieb. Flirten mit uns, kneifen uns beim Vermessen in den Po, feixen über dessen Knackigkeit und lachen viel. Wir, angesteckt durch so viel Ausgelassenheit lachen die ganze Zeit mit.
Als wir uns in der Mittagszeit, schon ordentlich fertig von den ganzen harten Verhandlungen, vor einem Monsunregen vor einer kleinen Schneiderstube auf die Treppen retten, geht hinter uns prompt die Tür auf und wir werden von der Inhaberin angesprochen. „One Dollar for sitting“. Nachdem sie den gleichen Spruch auch noch zu Boris sagt, bin ich kurz davor nach mener Geldbörse zu kramen. Doch gleich darauf lächelt sie, bittet uns herein und weist uns an, uns an den Tisch zu setzen. Wir tun wie geheissen und bekommen kurze zeit später gesalzenen Reis und eine Suppe serviert. Ähh, häh? Wollte die gute Dame nicht gerade noch Geld von uns fürs Rumsitzen haben? Na, egal. Wir lassen es uns schmecken und unterhalten uns dabei ein wenig mit den freundlichen Gastgebern.
Als Boris sich nach unserem Mahl hier ein Hemd anfertigen lassen möchte und nach dem Preis fragt, wird ihre Miene plötzlich ernst. Sie verweigert partout jede Aussage und sagt einfach nur, dass es zu teuer sei. Sie möchte nicht, dass jemand von uns jetzt aus Dankbarkeit heraus bei ihr einkauft. Auch als Boris ihr zu erklären versucht, dass er tatsächlich noch ein Hemd braucht, bleibt sie eisern. Nein, das Essen war selbstverständlich, das gehört sich so und wenn wir nun bei ihr einkaufen würden, hätte sie das Gefühl, dass wir es nur machen, weil sie uns zum Essen eingeladen hat. Es gäbe ja noch genug andere Schneider hier in Hoi An.
Man, so etwas würde einem in Deutschland garantiert nicht passieren. Die Menschen hier sind einfach von einem komplett anderen Schlag. Unglaublich hilfsbereit, freundlich und herzlich. Die Allermeisten, selbst die, die einem für ein Appel und ein Ei irgendwelchen Tand verkaufen möchten, lachen und unterhalten sich mit einem, auch wenn sie genau wissen, dass man nichts kaufen wird. Das ist schon wirklich bemerkenswert.
Abends suchen wir uns, völlig durch, ein kleines niedlichen Straßenrastaurant und lassen uns von Einheimischen aus der Lokalküche verwöhnen. Herrlich, endlich wieder vernünftiges Essen. Es gibt Cevapcici-artige Fleischspieße, die man sich allerdings aus Reispapier selbst zusammenstellen muss, klassisch Frühlingsrollen und als Hauptspeise eine Suppe, die hier in Zentral-Vietnam nicht mehr Phó, sondern Bun genannt wird. Sehr lecker.
Satt, neu eingekleidet und glücklich schlurfen wir an diesem Abend nur noch in unser Hotel und schlafen den Schlaf der Gerechten. Endlich mal wieder nicht früh aufstehen müssen, nicht beim Versuch des Schlafens durchgeschüttelt werden, und nicht erst mitten in der Nacht ins Bett kommen…
Herrlich im Urlaub!
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