Der Morgen beginnt (wie an jedem Tag des Ha-Long-Trips) sehr früh. Um halb Sieben klingelt der Wecker, denn wir wollen vor der Abreise um halb acht schließlich noch Duschen und Frühstücken. Die Dusche erfrischt und macht wach, das Frühstück tut sein Übriges. Es gibt sogar Phó Bó, die traditionelle nordvienamesische Suppe mit Rindfleisch. Lecker! Da mir mein Hals seit gestern Abend weh tut (vermutlich aufgrund der omnipräsenten Klimaanlagen) gönne ich mir die heisse, frische Suppe zum Frühstück und fühle mich direkt ein bisschen vietnamesischer.
Kaum sind wir fertig, da ist auch unser Transferbus schon da, der uns zurück zum Schiff bringt.
Mit diesem ging es dann gut zwei Stunden quer durch die Lamb-Stones. Hier konnte ich endlich mal mein neues, Teleobjektiv ausprobieren. Ich habe auf der Rückfahrt zu unserem alten Boot bestimmt an die 100 Bilder geschossen. Vom Leben der auf schwimmenden Häusern wohnenden Fischern, von Buchten, den Stones und auch ein Paar an Bord.
Das Wetter wird leider immer schlechter und als die ersten Tropfen fallen, packe ich die Kamera ein und gehe unter Deck. Gerade, als wir mit dem Transferboot an unserem richtigen Schiff ankommen, fängt es heftig an zu regnen. Das überschiffen klappt trotzdem einwandfrei und schnell. An Bord bekomme ich endlich meine vergessene Video-Kamera und Boris seine geliebten (15 Jahre alten) Wanderschuhe zurück. Ich nehme die Cam sofort in Betrieb und drehe einen kleinen Reisebericht für das kommende YouTube Video ab. Da unsere Kabinen nun durch andere Gäste belegt sind, verstauen wir unser Gepäck einfach auf dem großzügigen Oberdeck. Wir sind noch nicht ganz angekommen, als auch schon wieder zum Essen gepfiffen wird. So viel in so kurzer Zeit haben wir den ganzen Trip noch nicht zu uns genommen. Ab heute Abend heisst es wieder ein bisschen zurückschrauben. Wir wollen ja nicht fett und hässlich aus dem Urlaub zurück kommen, sondern frisch und durchtrainiert. Das Essen ist mal wieder ein Traum und man lernt auch direkt noch, die neu Zugestiegenen kennen. Eine Engländerin berichtet uns von einem Unfall, der sich heute in der Ha-Long Bucht ereignet hat. Ein Speedboat (welches die Passagiere von den größeren Schiffen in die Häfen bringt) sei wohl aus Versehen rückwärts in ein anderes Transfer-Speedboat gefahren, welches daraufhin kenterte. Bei diesem Unglück gab es angeblich fünf Menschen, welche durch den Aufprall verletzt, oder ohnmächtig geworden und danach in der Bucht ertrunken sind. Wow, zum Glück sind wir von so etwas verschont geblieben! Erst 2011 ist hier ein Schiff der Flotte gesunken und hat ebenfalls elf Menschen das Leben gekostet.
Da es jetzt so richtig schön plästert, ist mein eigentlicher Plan, die letzte Stunde auf dem Sonnendeck zu geniessen, leider hinfällig. Also hab ich mir Boris` Netbook ausgeliehen und schon mal angefangen, die bisher noch nicht notierten Tage niederzuschreiben.
Es regnet noch immer, als wir in Ha-Long-Hafen ankommen. Regenjacke raus, Regenschutz über den Rucksack gespannt und ab zum Bus, vier Stunden Fahrt zurück nach Hanoi. Zwei Stunden lang habe ich die Tage fünf, sechs und sieben im Bus niedergeschrieben. Hach wie schön, dass die Strecke nach Hanoi nicht annähernd so kurvig ist wie die nach Sa Pa, da kann man sogar im Bus Bericht schreiben.
Nach einem kurzen Zwischenstop an der bisher größten Touri-Falle, kommen wir nach guten 4 Stunden unversehrt wieder in Hanoi an.
Wir werden wieder direkt vor unserem Hotel abgesetzt. Das ist überhaupt das Grandioseste hier in Vietnam. Egal welche Tour man bucht, man wird immer direkt am Hotel abgeholt und am Ende auch wieder direkt vor dessen Tür abgeladen. Unsere lustigen und lieben Rzeptionistinnen begrüßten uns herzerwärmend und fragen uns, ob wir ihnen wohl einen Gefallen tun und unseren Zimmerschlüssel noch abgeben könnten. Öhm… häh? Haben wir den nicht schon….?
Es stellt sich heraus, dass sie uns fälschlicherweise mit Zimmer Nummer 602 verwechselt hatten. Puh, und wir dachten schon. Schön, dass wir nun direkt eine Gegenbitte haben, nämlich unser Gepäck noch bis zur Abfahrt unseres Zuges unterstellen zu dürfen. Wir dürfen. Die Vietnamesen sind wirklich unglaublich lieb und zuvorkommend und auch, wenn der Verkehr am Anfang erst einmal einen anderen Eindruck vermittelt, so wird doch sehr viel Rücksicht aufeinander genommen.
Als wir, zurück an der Rezeption, den Zug nach Hue buchen wollen, kommt es erneut zu einer Verwechslung. Man denkt wir hätten schon gebucht, und will uns direkt die Tickets überreichen. Doch auch dieser Irrtum ist schnell geklärt und wir können noch einmal fix in die Altstadt um etwas essen zu gehen. Ja, ich weiss, eigentlich wollten wir ja kürzer treten, aber das Streetfood hier ist einfach zu lecker! Also führe ich Boris zielstrebig (dank meiner Partynächte kenne ich die Gegend um unser Hotel mittlerweile wie meinen berliner Kiez) zum angepeilten Restaurant, und wir bestellen uns erneut die heisse Pfanne für Zwei. Während Boris sich für Ziege entscheidet (uaaaa, nein danke, ein Mal und nie wieder) begnügte ich mich mit Rindfleisch. Exotisches Essen kommt bestimmt noch früh genug.
Auf dem Weg zu unseren Rucksäcken sehen wir zum ersten Mal, wie das Müllsystem hier funktioniert. Quasi gesehen so wie bei uns der Eiermann früher. Die Müll-Leute, mit ihren großen Karren halten vor den einzelnen Häusern an, holen eine Glocke heraus und läuten was das Zeug hält. So lange, bis sie entweder keinen Bock mehr haben, oder der Hausherr mit seinem Müll heraus kommt. Sehr interessante Vorgehensweise.
Wir verabschieden uns von unserem wirklich empfehlenswerten Hostel (May De Ville Hostel), und suchen uns zwei Moto-Taxis. Da wir ja nun so langsam die Preise wissen, können wir fix und gut verhandeln und machen aus zwei mal 100.000 Dong (7€) schnell zwei mal 40.000 Dong (3€).
Die gesamte Fahrt zum Bahnhof, ist es doch unser letzter verrückter Mototrip in Hanoi, habe ich mit meinem Handy gefilmt (Das Intro von Teil II des YouTube Videos) und wäre dabei um ein Haar an einer Ampel vom Bike gefallen, da mein lustiger Fahrer so Gas gegeben hat, und ich durch meinen schweren Rucksack enorm nach hinten gezogen wurde.
Da wir ja nun schon wissen wie der Hase am Bahnhof so läuft, beziehungsweise eigentlich überhaupt nicht, aber wir wissen, dass man bei irgendwem in der Empfangshalle seine Vouchers gegen Tickets eintauschen muss, stellen wir uns mit unseren Vouchers in der Hand und einem Hilfe-wir-sind-dumme-Touristen-Blick mitten in die Halle und werden prompt angesprochen. Zack, Online-Tickets gegen Zug-Tickets getauscht, und dann erst einmal Bier eingekauft, schließlich haben wir erst sieben Uhr und unser Zug fährt 14 Stunden.
Unser Abteil teilen wir mit zwei nicht so richtig gesprächigen Spaniern und so komme ich schnell mit ebenfalls Bier trinkenden Engländern (keine Vorurteile…) auf dem Gang ins Gespräch. Nach etwa eineinhalb Stunden verziehe ich mich ins Abteil und tippe noch ein bisschen Tagebuch, ich habe keine Lust bald schon wieder vier Tage aufholen zu müssen.
Na dann, Huah, auf nach Hue!
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