Dank des Alptraum-Hostels vom Vortag, machen Marco und ich uns völlig gerädert am Morgen auf den Weg zurück zur Hauptstraße. Ein Mann, den ich spontan an einer Tankstelle anspreche kann uns mitnehmen, allerdings leider nur bis zur nur fünfzehn Minuten entfernten Grenze, da er dort arbeitet.

Die Grenze ist zwar der perfekte Ort um Menschen anzusprechen, ob sie einen ein Stück mitnehmen können, allerdings scheint unser Glück vor der Grenze, in Chile geblieben zu sein. Nach drei Stunden des Wartens und Leute-Anquatschens sind wir kurz davor zu resignieren und nach einem Bus zu suchen, als ich auf der Toilette beim Pinkeln (ja, exakt da) einen jungen Mann anspreche, der prompt zusagt uns mitzunehmen. Er müsse das nur vorher noch mit seiner Frau klären. Diese hat glücklicherweise ebenfalls nichts dagegen und so quetschen Marco und ich uns mit unserem gesamten Gepäck auf die enge Rückbank eines Golf II, aber egal, wir sind glücklich. Endlich kommen kommen wir weiter! Wir werden von den beiden, unglaublich süß mit Kaffee und einem kompletten Frühstück umsorgt und die beiden teilen uns mit, dass sie uns nicht nur bis zur Fähre, sondern auch noch darüber hinaus, bis nach Rio Gallegos mitnehmen können. Wir sind mehr als glücklich, denn genau das war unser Zielpunkt für heute. Das Pärchen nimmt eine andere Straße Richtung Fähre, als die, die wir mit dem Bus auf der Hinfahrt genommen haben. Diese Straße mag zwar der kürzere Weg sein, ob sie allerdings auch der schnellere ist wage ich zu bezweifeln. Beim Untergrund handelt es sich nämlich um soliden Beton, sondern um eine staubige Schotterpiste. Erneut fühle ich mich zurückversetzt zu meiner Safari quer durch Namibia.

Allerdings bin ich mir während der Fahrt mit der Fähre ein paar Mal nicht sicher, ob wir überhaupt auf der anderen Seite ankommen werden…
Das war mit Abstand, mit großem Abstand(!) die schlimmste „Boots“fahrt meines Lebens! Wo wir vor ein paar Tagen ganz entspannt durch nur knapp ein Meter hohe Wellen geschippert sind, fallen diese heute um drei bis vier Meter höher aus. Manchmal sieht man nichts als Himmel, dann wieder sekundenlang nichts als tosendes Wasser. Die Wellen schlagen bei jeder Talfahrt mühelos über die hochgezogene, circa vier Meter hohe Rampe der Fähre. Kein einziges Auto auf dieser Fahrt bleibt trocken. Ich habe wirklich nichts gegen Seegang, aber das ist selbst mir definitiv ein bisschen zu viel des Guten. Ich beuge mich zwar nicht, wie der arme Marco, grün über die Reling, aber meinem Magen ging es definitiv schon mal besser. So verabschiedet uns also das Ende der Welt mit seinem ganz eigenen, für uns inszenierten „Ende der Welt“.


Von der Fähre aus sind es nur noch knapp eineinhalb Stunden zurück nach Rio Gellegos. Das Ehepaar lässt uns an einem Bowlingcenter aussteigen, da sie wissen, dass es hier WLAN gibt. Selbst an unsere Hostel-Buchung für die nacht denken die beiden noch. Unglaublich lieb. Ich bezahle zwar geschlagene 3€ für einen Tee, was eine ganz schöne Frechheit ist, aber immerhin finden wir auf Anhieb ein Hostel, welches gut zu erreichen und sogar günstiger ist, als das von gestern. Hoffen wir mal, dass es deshalb nicht noch schlechter ist…
Auf der Strähne des heutigen Glückes reitend, könnte das Hostel unterschiedlicher zum gestrigen nicht sein. Schöne Atmosphäre, netter Staff, tolle Betten und Wände, die ihre Aufgabe etwas ernster nehmen, als die gestrigen Pendants. Wir gönnen uns eine Pizza und ein Bier und gehen relativ früh schlafen.


Hi, ich bin Sören
Musiker, Schauspieler und leidenschaftlicher Reisender.

Lasst mich Euch auf dieser Seite mit meinem Fernweh anstecken und zu Euren eigenen Abenteuern inspirieren.

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1 Kommentar
  • Luisa
    Posted at 18:53h, 13 Januar Antworten

    Lieber Sören,
    Ich habe meinen Sonntag Morgen genutzt um ganz in Ruhe, noch im Bett liegend, deine bisherigen Reiseberichte von Südamerika zu lesen.
    Ich kann nur sagen: WOW! Kennst du dieses Gefühl, das eine Mischung aus Begeisterung, Erinnerung und Fernweh ist? Ich war 2011-2012 für knapp 6 Monate in Südamerika. Konnte leider nicht wo viel reisen wie du, da ich in Argentinien ehrenamtlich gearbeitet habe, aber bin auch etwas rumgekommen. Es gibt so viele Passagen in denen ich denke: „Ja, ich weiß genau was er meint“ oder „Das war bei mir genauso!“, wenn es zB um die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Argentinier geht. Es bereitet mir einfach sehr viel Freude die Artikel auf deinem Blog zu lesen und ich bin sehr gespannt, was da noch so kommt. Und ich möcht gerne jetzt schon mal DANKE sagen, dass du andere Leute daran teilhaben lässt!
    Liebe Grüße,
    Luisa

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