Gefahrene Kilometer: 11 – Sambezi National Park bis Victoria Falls
Der Morgen beginnt mit einem Jörg. Nein, ich meine nicht unseren lieben Mitfahrer Alea, sondern eine besondere Vogelart, deren Gezwitscher klingt wie in lang gezogenes “jöööööööörg”. Wieder mal ein sehr schöner und lustiger Naturwecker.
Sunny öffnet das Moskitonetz unseres Dachzeltes und wir blicken direkt auf den Sambesi River. Das Aufwachen durch Geräusche der afrikanischen Tierwelt, die Luft am frühen Morgen und solche Panoramen beim Blick aus unserem mobilen Heim, das werde ich in Deutschland definitiv vermissen. So steht es sich quasi von selbst auf, hier musste ich mich nicht einmal für dieses Vorhaben überwinden. Na ja gut, ein mal vielleicht schon, aber das lag an der Uhrzeit und es hat sich aja uch gelohnt.
Heute wird es ein weiteres Highlight der Afrika-Tour geben. Wir besuchen die weltberühmten Victoria Falls. Der 1,7 Kilometer(!) lange Wasserfall, ist in der Regenzeit der breiteste durchgehende Wasserfall der Welt. Außerdem ist der Wasserfall mit über 120 Metern an der tiefsten Stelle ungefähr doppelt so hoch wie die Niagarafälle. Ich bin mehr als gespannt dieses Naturschauspiel mit eigenen Augen zu sehen.
Der Weg aus dem Camp heraus ist genau so spannend und abenteuerlich, wie gestern der Weg hinein. Nach circa einer Stunde kommen wir in Vic-Town an und melden uns erst einmal in unserem Camp an, bevor wir mit den Jeeps direkt zum Parkplatz der Vic-Falls weiterfahren.
Schon hier, auf dem Parkplatz, hunderte Meter entfernt vom Wasserfall, kann man Dröhnen und Tosen der Wassermassen deutlich hören und im Boden spüren. Die Spannung steigt erneut.
Nach einem (teuren) Eintrittsgeld und ein Paar hundert Metern Fußweg, können wir nun das aller erste Mal einen Blick auf den gigantischen Wasserfall werfen. Wir befinden uns am Ende einer Schlucht. Auf der linken Seite stürzen circa 200 Millionen Liter Wasser pro Minute(!!) in den sich am Fuße des Wasserfalls gebildeten Fluss. Auf der anderen Seite der Schlucht marschieren wir nun knappe zwei Kilometer an diesem gigantischem Naturphänomen entlang. Um jede Biegung wird der Ausblick noch phantastischer, der Wasserfall noch höher, die Wassertropfen auf unserer Seite noch dichter. Kaum fünf Minuten nach Sichtung des Wasserfalls sind alle bis auf die Unterhose durchnässt. Die Gischt des Wasserfalls reicht teilweise bis zu 300 Meter über den Wasserfall hinaus und kann selbst 30 Kilometer weiter ins Landesinnere noch gesehen werden. Aufgrund dieses “Regens” nennen die Einheimischen diesen Wasserfall auch „Mosy-oa-Tunya“, was übersetzt tosender Rauch bedeutet.
Am anderen Ende der Schlucht wartet aber noch das mit Abstand Spektakulärste auf uns, der Danger Point.
Hier, am zweithöchsten Punkt der Fälle, befindet sich auf unserer Seite ein riesiger Fels, der bis zu 50 Meter nah an den Wasserfall heran reicht. In Deutschland absolut unvorstellbar, ist dieser Fels weder gesichert, noch umzäunt, noch irgendwie anders gesperrt. Man kann bis ganz vorne an die Wasserfälle heran gehen. Macht man hier, auf den glitschigen Steinen einen falschen Schritt fällt man 108 Meter tief, mit den gegenüberliegenden Wassermassen in den sicheren Tod.
Gisbert setzt sich natürlich ganz vorne an die Kante und lässt die Beine baumeln. Ich stelle mich, nachdem ich mit Hinunterschauen meine Neugier befriedigt habe, einen Meter entfernt der Kante an den Abgrund, mache die Augen zu und lasse die atemberaubende Soundkulisse auf mich wirken. Dieses Gefühl kann man nicht beschreiben. Dieser Platz ist so unwirklich und so unglaublich schön und einzigartig…
Leider kann man hier, wenn man nicht mit wasserdichten Taschen ausgestattet ist, keine Fotos oder Videos machen. Schon nach den ersten 200 Metern am Wasserfall entlang, wäre sämtliche Technik ohne Schutzmaßnahmen durchnässt und kaputt.
Wir bleiben fast eine Stunde hier, an einem der wohl gewaltigsten Plätze der Erde, bevor wir zurück zu unseren Fahrzeugen marschieren.
Auf dem Parkplatz wartet schon jemand auf uns. Oi Oi, ein Souvenierverkäufer und alter Bekannter des Afrika-Corps hat die Autos mit den Aufklebern sofort wiedererkannt. Extra für (unter anderem) diesen Mann hat Gisbert dieses Mal eine ganze Kiste MPS-T-Shirts zum verschenken eingepackt. Wir verschenken Shirts, Hosen und alles mögliche andere an die sich in Windeseile vermehrenden Souvenierhändler. Währenddessen nutzen wir die Gelegenheit und tauschen unsere klitschnassen Wasserfall-Klamotten gegen frische, trockene. Plötzlich fängt es von einer Sekunde auf die andere an, wahnsinnig heftig zu regnen. Alle rennen wie von der Tarantel gestochen von den Souveniershops zurück zu den Autos und springen hinein. Erst mal genug nasse Klamotten für heute.
Wir fahren zu wohl einem der geschichtsträchtigsten Orte in Simbabwe, dem Victoria Falls Hotel. Hier nächtigte schon so manche Berühmtheit, wie zum Beispiel die Queen Mother höchstselbst.
Wir parken mit unseren, vom Chobe Nationalpark immer noch total verdreckten Karren genau vor dem Luxushotel und machen erst einmal Gruppenfotos. Ehre, wem Ehre gebührt. Danach gehts direkt weiter auf die Terrasse des Hotels. Wow, was für ein Ausblick! Kostprobe gefällig?
Nachdem wir hier den ein- und anderen Cocktail verköstigt und eine Kleinigkeit gegessen haben, geniessen wir einfach noch ein wenig die Aussicht auf der Terrasse und hängen unseren Gedanken nach. Ich habe mir übrigens einen Salat mit Krokodilfleisch bestellt und muss sagen: Unglaublich lecker! Krokodil hat in etwa die Konsistenz von Hühnchen, schmeckt dabei aber ganz leicht nach Fisch. Sehr interessant.
Die Erlebnisse von heute müssen erst einmal verarbeitet werden und so ziehen wir uns Richtung Campsite zurück um schon am frühen Nachmittag dort unsere Zelte aufzuschlagen. Einige Nachmittags-Schläfchen werden gehalten und Sunny und ich gehen, klar, wieder den Pool testen.
Gegen Abend kommt der alljährliche T-Shirt Verkäufer vorbei und preist uns seine Ware an. Wir stellen schnell mit einigen Ausgesuchten das MPS-SWA-2012 T-Shirt zusammen und bestellen. Lieferung für alle 14 fertig bedruckten T-Shirts: Morgen früh vor Abfahrt. Bezahlt haben wir jetzt schon. Na, da sind wir mal gespannt ob das was wird…
Den krönenden Abschluss des heutigen Tages bildet das Spezialitätenrestaurant „Mama Afrika“. Hier wird noch original von Mama gekocht und im gusseisernen Topf serviert. Sehr lecker! Einige bestellen sich Krokodil, aber da ich das ja heute schon probiert habe, entscheide ich mich für das Kudu-Gulasch.
Nachdem wir alle pappsatt und glücklich in unseren Stühlen hängen, tritt noch eine afrikanische Musiktruppe auf. Tolle Stimmen, tolle Tänzer, tolle Atmosphäre. Kurz: Ein rundum gelungener Abend. Sunny, die noch mal eben im Souveniershop des Restaurants verschwunden ist, kommt kurze Zeit später mit einem neuen Armreifen und einer neuen Brosche zurück.
Der Armreif ist aus Messing, die Brosche aus… Natur. Die vermeintliche „Brosche“ stellt sich nämlich als gar kein gekauftes Souvenir heraus. Mitten auf Sunnys Brust sitzt ein Handteller großer, wunderschöner, dunkelbrauner Schmetterling, der sich auch nicht aus der Ruhe bringen lässt, als wir gen Zelt aufbrechen. Seelenruhig bleibt er den gesamten Heimweg über auf Sunnys Top sitzen.
Erst kurz vor dem Camp fliegt der schöne Falter plötzlich davon.
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