Ich höre zwar Boris´ Wecker nicht, bekomme aber im Halbschlaf mit, dass er aufsteht um seine Tour zu starten. Ich drehe mich noch mal um und schlafe weiter. Herrlich, endlich mal wieder ausschlafen.
Als ich gegen halb eins aufwache merke ich, dass mein Hals immer noch weh tut, trotz gestern Abend noch gekaufter Dobendan-Tabletten und Schlafen mit Schal. Doof.
Na ja, ich muss ja heute nicht viel tun und kann mich ein wenig auskurieren.

 

Draußen regnet es Bindfäden. Perfekter Tag zum Nichts tun. Ich habe geschlafen wie ein Baby, trotz des Lärms der Hauptverkehrsstraße in Hue, die direkt vor unserem Fenster liegt. Dabei habe ich nicht mal Ohrenprops benutzt. Hm… Wie gesagt, man gewöhnt sich eben an alles. Auch an immerwährendes Gehupe. Ich glaube, zurück in Deutschland wird sogar Berlin mir unglaublich leise vorkommen, weil nicht ständig 50 Motoroller um die Wette hupen.

Ich gehe erst einmal ausgiebig duschen. Das Wetter draußen ist immer noch schlecht. Bei offener Balkontür lege ich mich aufs Bett und fange an, die noch fehlenden Tage Blog zu schreiben. Warum summiert sich sowas eigentlich immer so schnell?

 

Als es endlich aufgehört hat zu regnen, packe ich schnell meine sieben Sachen zusammen und verlege meinen Arbeitsort in die nahe gelegene DMZ-Bar die coole Location mit dem nicht ganz so coolen Essen von gestern Abend. Eine Sache die mir hier, weiter im Süden des Landes aufgefallen ist, ist dass sowohl die Straßenhändler, als auch die Verkäufer in den Boutiquen und Shops sehr viel aufdringlicher sind als in Hanoi. Ist es die veränderte Mentalität hier unten, die die Menschen weiter im Süden einfach temperamentvoller werden lässt, so wie in Europa, oder liegt es einfach daran, dass sich in den kleineren Städten auf weniger Einwohner mehr Touristen verteilen?

 

Als ich nach circa eineinhalb Stunden wieder ins Hotel zurück kehre, fängt es erneut an heftig zu regnen. Doch dieses Mal bleibt es nicht dabei. Der Monsun setzt ein. Es stürmt und schüttet plötzlich wie aus Eimern. Die Straße vor dem Hotel verwandelt sich in einen Fluss, die Autoreifen sind nur noch zur Hälfte zu sehen, die Mopedfahrer sehen aus, als würden sie auf Jetskies über die Straße heizen. Die Wellen die sie schlagen sind derart heftig, dass die Beine von so manchem Fahrer bis über die Waden im Wasser versinken. So einen Regen habe ich, selbst in Afrika, bisher noch nicht gesehen.

Boris hat uns für heute Abend noch ein Show-Essen im Stil von Kaiser und Kaiserin gebucht, mitsamt Hofmusik und eigenem Herold. Es ist sehr lustig, da wir die einzigen Gäste in dem riesigen Restaurant sind. Wir werden als Kaiser (ich) und Kaiserin (Boris, wohl ob der langen Haare) verkleidet und von zwei Musikern zu unserem Tisch begleitet. Von da an folgt ein Gang auf den anderen. Alles sehr schön aufgemacht mit aus Möhren und anderen Gemüsen geschnitzten Fasanen, Drachenbooten, Libellen und alles mögliche andere. Das Essen an sich ist zwar nicht so spektakulär, unsere nur für uns spielende sechsköpfige Band allerdings schon. Wie auf einem asiatischen Mittelaltermarkt werden wir mit historischen Instrumenten und selbstverständlich auch historischen vietnamesischen Liedern beglückt. Im zweiten Vietnam-Video gibt es übrigens nicht nur uns als Kaiser und Kaiserin zu sehen, sondern auch originale Klänge aus der natürlich gekauften CD der Band. Herrlich schräg das Ganze (also nicht von den Tönen her, sondern die Situation an sich).

Zwischen den Gängen kommt unser Hofnarr, umgezogen in Jeanshemd und Jeanshose, zu uns gestiefelt und erzählt uns aus seinem Studentenleben. Den Job als Herold macht er nur nebenberuflich. Er macht auch keinen Hehl daraus, dass er sich auf seinen Feierabend freut. Ein bisschen so kommt uns auch die Küchencrew vor, die uns, kaum dass wir unsere Teller zu drei Vierteln geleert haben, das nächste Gericht bringen.

Wie gesagt, das Essen war nicht so toll, die Erfahrung, wie man sich fühlt wenn man zu zweit drei Köche, zwei Bedienstete, einen eigenen Herold und sechs Musiker hat (und als Kaiser vermutlich noch sehr viel mehr) allerdings schon.

 


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